Bachmann gegen Frisch

Bild zu Bachmann gegen Frisch
Copyright: © Degn Film
KategorieDokumentation
ProduzentDegn Film Fernseh-, Film u. Videoproduktionsgesellschaft m.b.H.& Co KG
Gesamtherstellungskosten€ 136.699,01
Fördersumme€ 26.681,00
FörderinstitutionenFERNSEHFONDS AUSTRIA, Cine Carinthia
FernsehsenderORF (Österreichischer Rundfunk), SF (Schweizer Fernsehen)
Länge52 Minuten
Jahr2004 (3. Antragstermin)

Fünf Jahre lang, zwischen 1958 und 1963, waren die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann und der schweizer Romancier und Dramatiker Max Frisch ein Paar. Ein seltsames Paar allerdings, das sich mit großem Respekt und großen Erwartungen aufeineinander eingelassen hatte, aber keinen gemeinsamen Lebensentwurf finden konnte, und das sich am Schluß persönlich und literarisch befehdete. Ingeborg Bachmann ist nicht zuletzt an dieser Beziehung zerbrochen: nach der Trennung versinkt sie in Medikamentenabhängigkeit und Depression, der Brandunfall, an dem sie 1973 stirbt, erscheint als Konsequenz. Frisch beschrieb seine Liebe als "Hörigkeit": "In Ihrer Nähe beginnt der Wahn". Am Ende rettet er sich in eine traditionelle Ehe. Bachmanns und Frischs für die damalige Zeit unkonventioneller Versuch einer Liebe in Freiheit, die am Ende in die Zerstörung mündet, wirkt wie ein Vorgriff auf die enormen Herausforderungen, vor denen Männer und Frauen heute angesichts des Zusammenbruchs der herkömmlichen Rollenmodelle stehen. Der Film beleuchtet das Glück, die Hoffnung, den Alltag, das Scheitern, den Verrat aneinander, wie sie Ingeborg Bachmann und Max Frisch in Briefen, Textentwürfen, Texten und in Gesprächen mit Freunden beschrieben haben. So ergibt sich der Blick auf ein gemeinsames Leben, aber auch auf eine unauflösbare Verständigungs- und Verständnislosigkeit zwischen Männern und Frauen, die das eigentliche Thema des Films ist. Gedreht wird an den damaligen Schauplätzen Rom, Paris, Zürich: einerseits objektivierend mit Hilfe von Zeitzeugen und Kamera-Impressionen, die das Lebensgefühl der damaligen Zeit nachempfinden, andererseits - vor allem in "privaten" Passagen - mit Hilfe von Darstellern, die Bachmann und Frisch bzw. ihre literarischen Figuren und Erfindungen verkörpern. Die Darsteller bleiben bei der Umsetzung schattenhaft, schemenhaft im Hintergrund, die jeweils anderen in ihrem Handeln beobachtend. Kamera und Erzählung zeigen den subjektiven Blick beider Autoren, der den Blick auf den allgemeineren Konflikt öffnet. Die subjektive Darstellung durch immer wiederkehrende objektivierende Charakterisierungen, Beobachtungen und Erinnerungen seitens heute noch lebenden Augenzeugen durchbrochen, die Max Frisch und Ingeborg Bachmann in jener Zeit oder auch danach kannten: der legendäre Rom Korrespondent der ARD, Erich Kusch; der Komponisten Hans Werner Henze, mit dem Ingeborg Bachmann in Neapel und Ischia Libretti schrieb; die Herausgeberinnen und Freundinnen Christine Koschel und Inge von Weidenbaum, die Verlegerin Inge Feltrinelli, die Schriftstellerin Toni Kienlechner, die beide gut kannte, und Marianne Frisch-Oellers, die spätere Ehefrau Max Frischs. Vor Ort, an den Schauplätzen der Begegnung mit Bachmann und Frisch, erzählen sie, zeigen sie, was man damals sah und erfuhr.