Anton Schmid - Der gute Mensch von Wilna
Kategorie | Dokumentation |
Produzent | pre tv Gesellschaft für Film- und Videoproduktion m.b.H. |
Gesamtherstellungskosten | € 236.933,00 |
Fördersumme | € 39.600,00 |
Förderinstitutionen | FERNSEHFONDS AUSTRIA, Filmfonds Wien, Land Niederösterreich, Stadt Wien |
Fernsehsender | ORF (Österreichischer Rundfunk) |
Länge | 45' Minuten |
Jahr | 2019 (2. Antragstermin) |
Lange Zeit blieb der Öffentlichkeit der Name Anton Schmid verborgen. Und in Österreich wäre er heute vermutlich gänzlich vergessen, hätte nicht während des Eichmann-Prozesses 1961 der Zeuge Abba Kovner seinen Namen erwähnt: den einfachen Feldwebel Anton Schmid, der im besetzten Litauen 1941/42 viele Juden vor der Vernichtung gerettet hatte. Dem eingerückten Wiener Elektrohändler, so erzählte Kovner, gelang es, mehr als 250 Menschen zur Flucht zu verhelfen, indem er sie für vorgeblich dringliche Arbeiten requirierte, ihnen falsche Papiere verschaffte und sie auf Wehrmachts-Lkws aus dem Ghetto von Wilna herausbrachte. Und er nahm kein Geld dafür. Hannah Arendt schrieb in ihrem Eichmann-Buch über die kurze Erzählung von Kovner: -In diesen zwei Minuten, die wie ein plötzlicher Lichtstrahl inmitten dichter, undurchdringlicher Finsternis waren, zeichnete ein einziger Gedanke sich ab - klar, unwiderlegbar, unbezweifelbar: Wie vollkommen anders alles heute wäre, in diesem Gerichtssaal, in Israel, in Deutschland, in ganz Europa, vielleicht in allen anderen Ländern der Welt, wenn es mehr solcher Geschichten zu erzählen gäbe.- Anton Schmid bezahlte sein Eintreten für Menschlichkeit mit dem Leben. Als seine Tätigkeit als Fluchthelfer entdeckt wurde, wurde er von der deutschen Wehrmacht als -Verräter- verurteilt und am 13. April 1942 erschossen. Der 120. Jahrestag von Schmids Geburtstag im Jänner 2020 gibt Gelegenheit, die Lebensgeschichte eines Mannes nachzuzeichnen, der durch seine von schlichtem Humanismus geprägten Taten zu einem stillen Helden wurde. Gerade heute, in Zeiten, in denen unsolidarisches Handeln zum Credo rechtspopulistischer Regierungen geworden ist, erscheint es umso dringlicher, Zivilcourage als Prämisse menschlicher Haltung in Erinnerung zu rufen. Die wissenschaftliche Quellenlage zu Anton Schmid ist leider sehr dürftig. Von dem Mann mit dem großen Herzen gibt es gerade eine Handvoll Fotos und einige Briefe. Im Zuge dieser Dokumentation soll dennoch versucht werden, in Litauen und Israel Menschen zu finden, die Schmid persönlich kannten bzw. von ihm gerettet wurden. In vielen Fällen werden Menschen aus der zweiten und dritten Generation, Kinder und Kindeskinder verstorbener Zeitzeugen, über die Erzählungen ihrer Eltern berichten. Die Dokumentation -Anton Schmid - Der Retter von Wilna- zeichnet eine berührende, stille Heldengeschichte nach: einerseits in Reenactments, die Schmids Interaktion mit einigen Geretteten, die er in seiner Dienstwohnung versteckt hielt, zeigt, andererseits mit Archivmaterial und neuen Dokumenten, etwa den Briefen Schmids, die der Historiker Manfred Wieninger im Nachlass der Familie aufgespürt hat. Interviews mit Zeitzeugen und Historikern ergänzen das Zeitbild, in dem Schmid agierte. So wird offenbar, dass Schmids -Rettungswiderstand- zwar aus Abscheu über die rassenideologischen Morde des NS-Regimes entstand, die tiefer liegenden Motive aber nicht intellektueller Natur waren, sondern auf Empathie gegenüber dem Leid anderer beruhten. Oder wie es der Militärhistoriker Wolfgang Wette ausdrückt: -Anton Schmid war ein Held der Humanität, obwohl er sich selbst so nie bezeichnet hätte.-