Digital-TV für Österreich: Experten-Komitee konstituiert sich

Pressemitteilung vom 29.01.2002


Die Kommunikationsbehörde KommAustria und die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH) luden am 29. Jänner, mit dem Beginn um 09.30 Uhr, zur Auftaktveranstaltung "Digitale Plattform Austria" in den Wiener ARES-Tower. Der für Medien zuständige Staatssekretär Franz Morak wies in seiner Eröffnungsadresse an die mehr als 200 anwesenden Experten aus allen von der Rundfunk-Digitalisierung betroffenen Branchen (Rundfunk, Medien, Telekom, Wirtschaft und Industrie, Verbraucher, Politik und Wissenschaft) auf die Notwendigkeit einer breiten und eingehenden Diskussion hin, damit der Medienstandort Österreich gesichert werden kann und auch die Konsumenten die breite Palette der Möglichkeiten nutzen können, die mit einer digitalen Übertragung verbunden sind.

Im ersten Fachvortrag beleuchtete die geschäftsführende Gesellschafterin des bayerischen Unternehmens "TELEBiLD – Gesellschaft für Medienprojekte mbH", Frau Kathrin Nothaft, die Ausgangslage für terrestrisch verbreitetes Digital-TV (DVB-T) in Österreich und präsentierte Beispiele aus mehreren Ländern Europas (z.B.: skandinavische Länder, Deutschland, Schweiz, Großbritannien) und aus den USA. Kathrin Nothaft wies darauf hin, dass angesichts der speziellen Situation Österreichs in der Verfügbarkeit der digitalen Übertragungskapazitäten der Kooperation bei programmlichen Neuentwicklungen im gesamten deutschen Sprachraum sowie den eher rundfunkfremden Anwendungen eine besondere Rolle zukommen könnte.

In einem zweiten Fachvortrag befasste sich der Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Prof. Dr. Bernd Holznagel LL.M., mit dem Thema "Regulierungsfragen bei der Einführung des digitalen Rundfunks". Unter dem Stichwort "Gatekeeper-Problem" widmete sich Prof. Dr. Holznagel der besonderen Problematik der aus den technischen Aspekten des digitalen Fernsehens (Multiplexing, Navigationssysteme, Conditional Access) resultierenden rechtlichen Konsequenzen in der Zugangskontrolle: "Derjenige, der hierüber allein verfügt, kann letztlich auch bestimmen, welches Programmangebot die von ihm besetzte Position auf dem Weg vom Veranstalter zum Rezipienten passieren darf – und welches nicht."

Mit dem Verkauf der deutschen Kabel-Netze an Liberty Media, ein US-Unternehmen, das seine eigenen Set-Top-Boxen vertreiben möchte, könnte ein wesentliches Ziel der deutschen Landesmedienanstalten verfehlt werden, nämlich allen existierenden und geplanten Programmen gleichermaßen einen diskriminierungsfreien Zugang zu den TV-Haushalten zu verschaffen.

Nach den Vorträgen stellten sich unter der Moderation von RTR-Geschäftsführer Dr. Alfred Grinschgl mehrere Experten nach einleitenden Statements einer Diskussion mit den zahlreichen Experten im Publikum: KommAustria-Behördenleiter Dr. Hans Peter Lehofer, Dipl.-Ing. Gerhard Greiner (Infonova), Dr. Petra Golja von Fessel & GfK Marktforschung, Karl Pachner (ORF, Abt. "Business Development") und Hofrat Dipl.-Ing. Franz Prull von der KommAustria.

Hofrat Dipl.-Ing. Prull gab bei dieser Gelegenheit bekannt, dass eine von der RTR-GmbH bei der deutschen LS Telcom in Auftrag gegebene Studie über aktuell verfügbare Frequenzen, die für Digital-TV verwendet werden könnten, eine Versorgungsmöglichkeit von etwa 25 Prozent aller österreichischen Haushalte (vorwiegend in Wien und den Ballungsräumen im Bereich der Landeshauptstädte) ergeben hätte. Diese Frequenzen müssten aber noch international erfolgreich koordiniert werden, ehe sie zum Einsatz kommen können. Das besondere am terrestrischen Digital-TV sei seine Eignung für "portable indoor"-Empfang (TV-Geräte mit Stabantenne, unabhängig vom Anschluss an die Hausantenne).Erst nach Klärung der Frage, welche Frequenzen für analoges Privat-TV tatsächlich benötigt werden, und allfälliger Öffnung von Frequenzbereichen, die bisher für TV nicht zur Verfügung standen, würde der Versorgungsgrad deutlich jenseits der 25 % ausgeweitet werden können.

Aus der Sicht von KommAustria-Leiter Dr. Hans Peter Lehofer und RTR-Geschäftsführer Dr. Alfred Grinschgl sei es für Österreich von besonderer Wichtigkeit, ein Digitalisierungskonzept zu verfolgen, das der sensiblen Situation der Medienlandschaft eines kleinen Landes und der Bewahrung seiner Identität gerecht werde und gleichzeitig den Konsumenten einen klar erkennbaren Nutzen eröffne. In der Erarbeitung dieses Digitalisierungskonzeptes wird die am Schluss der Auftaktveranstaltung konstituierte Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria", der zahlreiche Experten aus allen betroffenen Branchen angehören, einen wesentlichen Beitrag leisten. Nach dem Privatfernsehgesetz soll mit der Einführung von terrestrisch verbreitetem Digital-TV im Jahr 2003 begonnen werden. Der genauere Zeitplan, vom begrenzten Probebetrieb bis hin zur völligen Umstellung auf digitale Übertragung, wird auch Gegenstand der Erörterungen in der Digitalen Plattform Austria sein.