Vollversammlung der Digitalen Plattform Austria:"Halbzeit" in der Rundfunkdigitalisierung

Medienministerin Doris Bures eröffnete Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria": "Digitalisierung im Sinne des Medienstandortes Österreich und der Konsumenten weiter vorantreiben. - KommAustria-Leiter Michael Ogris und RTR-GmbH-Geschäftsführer Alfred Grinschgl präsentieren "Eckpunkte zum Digitalisierungskonzept 2007"

Pressemitteilung vom 27.03.2007

 

Wien 26.03.2007 – Mit einem herzlichen Dankeschön für die bisher geleistete Arbeit an die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Digitale Plattform Austria“ eröffnete Doris Bures, die für Medienangelegenheiten zuständige Bundesministerin, die Vollversammlung der Digitalen Plattform Austria in den Räumen der RTR-GmbH. In ihrem Eröffnungsreferat stellte Bures fest, dass es bei der Rundfunkdigitalisierung nicht so sehr um die Geschwindigkeit der Umsetzung sondern vor allem um die Qualität gehe, insbesondere verbunden mit der Chance, im Zuge der Digitalisierung neue und innovative Inhalte zu entwickeln. Neben neuen Kultur- und Bildungsinhalten sprach Bures in diesem Zusammenhang vor allem über Dienste für Menschen mit Behinderung oder spezifische Angebote für ältere Menschen.

Im Bezug auf die Weiterentwicklung des dualen Rundfunksystems in Österreich zeigte sich Bures sehr froh darüber, dass die von der derzeitigen Geschäftsführung angekündigte Programmreform vor allem unter dem Motto „mehr öffentlich-rechtliches Profil“ steht, zumal, so die Ministerin, nur eine effiziente Vorwärtsstrategie bezüglich der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrages die Legitimation für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk darstelle.

Bezüglich einer notwendigen Weiterentwicklung der Rahmen­bedingungen für kommerzielle und nichtkommerzielle private Rundfunkveranstalter versprach Bures eine Arbeitsgruppe einzurichten, um Möglichkeiten der Förderung privater Medien zu prüfen.

Gewissermaßen „in der Pause zwischen erster und zweiter Spielhälfte“ begrüßte Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer für den Fachbereich Rundfunk der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH) etwa 120 Mitglieder im Rahmen einer Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft „Digitale Plattform Austria“. Nach der Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens (DVB-T) und der ersten erfolgreichen Abschaltung der analogen Ausstrahlung im Großraum Bregenz sei es nun an der Zeit, die nächsten konkreten Schritte in der Rundfunkdigitalisierung zu planen. Mag. Michael Ogris, Behördenleiter der KommAustria, konkretisierte die Maßnahmen, die auf Basis einer entsprechenden Ergänzung zum Digitalisierungskonzept 2003 umgesetzt werden sollen.

Zwei der insgesamt sieben österreichweiten Bedeckungen („Multiplex“, „MUX“) für digital-terrestrische Fernsehdienste, die Österreich nach der Frequenz­planungskonferenz in Genf 2006 zur Verfügung hat wurden im Februar 2006 an den Zulassungsinhaber für digitales Antennen­fernsehen, die ORS GmbH & Co KG vergeben („MUX A“ und „MUX B“). In der Vollversammlung ging es um die konkrete Widmung zweier weiterer Bedeckungen („MUX C“ und „MUX D“):

1. Um lokalen und regionalen Fernsehsendern einen einfachen, wirtschaftlich tragbaren und bedarfsgerechten Zugang zu einer digital-terrestrischen Ausstrahlung ihres Programmes zu ermöglichen, wird eine österreichweite Bedeckung genutzt, um kleinräumige DVB-T-Multiplex-Zulassungen zu vergeben („MUX C“). Dazu öffnet die Medienbehörde KommAustria ein Ausschreibungsfenster von sechs Monaten, in dem lokale DVB-T-Zulassungen beantragt werden können. Diese Anträge werden dann einer technischen Prüfung in Bezug auf verfügbare Frequenzen unterzogen. Ist ein Antrag realisierbar erfolgt eine Zulassung auf zehn Jahre. Sollte es in einem Gebiet mehrere Antragsteller geben, sind bestehende Programmveranstalter zu bevorzugen.

2. Eine weitere Bedeckung („MUX D“) dient einer raschen Einführung von mobilem Fernsehen im Standard DVB-H (Digital Video Broadcasting-Handheld), wobei der Regelbetrieb zeitgerecht vor der Fußballeuropameisterschaft im Juni 2008 beginnen soll. Der Übertragungsstandard DVB-H eignet sich besonders gut für sehr kleine Endgeräte mit geringer Akku-Leistung, wie Mobiltelefone oder PDAs. Eine Konsultation von KommAustria und RTR-GmbH zwischen Dezember 2006 und Jänner 2007 zeigte eine sehr große Nachfrage seitens der Marktteilnehmer bezüglich einer zeitnahen Einführung von DVB-H im Regelbetrieb. Derzeit läuft ein DVB-H-Testbetrieb in Wien, der von der RTR-GmbH mit 1,2 Millionen Euro aus dem Digitalisierungsfonds gefördert wird.

Weiters auf der Agenda der Vollversammlung: Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Goldmedia, hielt einen Vortrag über „Mobile TV in Europa – Potenzial und Perspektiven“. ORS-Geschäftsführer Ing. Karl Fischer zog eine „Erste Zwischenbilanz der DVB-T-Einführung“ mit einem Erfahrungsbericht von der erfolgreichen Abschaltung der analogen TV-Ausstrahlung im Großraum Bregenz in Vorarlberg. Mag. Vesna Pandzic-Weßner, vom Digitalisierungsfonds der RTR-GmbH, stellte die am 1. April 2007 startende Endgeräteförderung für digitale Kabelnetze vor, an der sich 25 österreichische Kabelnetzbetreiber beteiligen. DI Jakob Gschiel, vom Rundfunkfrequenzmanagement der RTR-GmbH, präsentierte die Ergebnisse der Frequenzplanungskonferenz in Genf 2006. Martin Blank vom Verband der Österreichischen Privatsender sprach über „Digital-TV aus Sicht der Lokal-TV-Betreiber“ und DI Norbert Grill (ORS) und Andreas Kunigk (Projektkoordinator Digitaler Rundfunk der RTR-GmbH) stellten den derzeit laufenden DVB-H-Testbetrieb näher vor.