RTR-Chef Grinschgl: "Medienförderung zur Stärkung eines dualen österreichischen Rundfunksystems notwendig"

Anlässlich der Präsentation des Kommunikationsberichtes der RTR-GmbH formulierte der Geschäftsführer für den Fachbereich Rundfunk einige medienpolitische Thesen

Pressemitteilung vom 18.06.2007

 

Unter Verweis auf das Regierungsprogramm bekräftigte Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer des Fachbereichs Rundfunk der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH), die Notwendigkeit einer Förderung für private - kommerzielle wie nicht-kommerzielle - elektronische Medienanbieter. "Ziel muss es sein, den dualen Rundfunk in Österreich weiter zu entwickeln und den österreichischen Anbietern in ihrem Wettbewerb mit Martteilnehmern aus dem zehnmal größeren Medienmarkt Deutschland den Rücken zu stärken", so Grinschgl im Rahmen eines Pressegesprächs anlässlich des Kommunikationsberichtes 2006 der RTR-GmbH. Als mögliches Vorbild einer österreichischen Medienförderung nannte Grinschgl die Schweizer Variante des "Gebührensplitting", im Rahmen dessen 4 % der Rundfunkgebühren im Sinne einer "Content-Förderung" für private TV- und Radiosender verwendet werden. "Natürlich muss unser Modell mit dem Beihilferecht der EU in Einklang stehen", so Grinschgl.

Das Schweizer Modell sei eine gute Empfehlung für Österreich, aus der man einige Punkte übernehmen kann, andere wieder nicht, so Grinschgl. So dürfe aus Sicht des RTR-Geschäftsführers die Medienförderung keinesfalls die Einnahmen des ORF aus dem Programmentgelt schmälern; es sollte vielmehr aus jenem Teil der Rundfunkgebühren kommen, die bisher als Radio- und TV-Gebühr dem Bundesbudget zufließen.

Kommerzielle Privatradio- und Privat-TV-Betreiber sowie nicht-kommerzielle Veranstalter wie etwa freie Radios und Community-TV-Sender sollten Content-Förderungen etwa für Informationsleistungen und Wortbeiträge, weiters für Zusatzinterviews und Mehraufwand in der Reichweitenerhebung bei Radio- und Teletest sowie für die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter erhalten.

Im Hinblick auf allfällige Änderungen in der Finanzierung des ORF sprach sich Grinschgl für den Fall, dass diese notwendig und argumentierbar sein sollten, für eine Anhebung des Programmentgelts
und gegen eines Ausdehnung der Werbefinanzierung des ORF aus. Denn, so Grinschgl, die Werbeeinnahmen im Rundfunk in Österreich reichen aus heutiger Sicht nicht für einen erfolgreichen Wettbwerb von ORF und Privatsendern insbesondere mit den deutschen TV-Stationen.

TV-Digitalisierung: Österreich über dem EU-Durchschnitt

In Bezug auf die voranschreitende Digitalisierung der Fernsehübertragungswege postulierte Grinschgl, dass sich Österreich "in den vergangenen Jahren von einem der Nachzügler ins gute Mittelfeld Europas katapultieren konnte." Mit 34,3% Digitalisierungsgrad bei den TV-Haushalten liegt Österreich über dem EU-Durchschnitt (33,8%) und gleichauf mit Deutschland (34,1%), wo bereits vier Jahre früher mit der Rundfunkdigitalisierung begonnen wurde. Italien liegt in der Digitalisierung auf 38,4%, Frankreich bei 36,5%. Spitzenreiter sind Großbritannien mit 72,3% und skandinavische Länder wie Schweden mit 53,9%. Weit hinter Österreich liegen Länder wie die Schweiz (17,4%), Tschechien (5,2%), Ungarn (7,1%) und Polen (12,7%) (Quelle: SES Astra).

Kein Ende der klassische Mediengattungen

"Trotz zahlreicher neuer Angebote im Medienbereich - Online, DVD, Podcast etc. - hat sich die Nutzung der klassischen Mediengattungen wie Zeitung, Hörfunk und Fernsehen kaum verändert, teilweise durch eine deutlich erhöhte Vielfalt sogar ausgeweitet", erklärt Grinschgl. Zur Veranschaulichung präsentierte der RTR-Geschäftsführer Daten zum Mediennutzungsverhalten der Österreicher:

  • Anzahl der TV-Geräte: 97,8 % (1997) auf 97,6 % (2006)
  • Entwicklung der täglichen Sehdauer im TV, alle Altersgruppen: 142 Minuten (1997) auf 163 Minuten (2006)
  • TV-Tagesreichweite: 70,2 % aller Österreicher (2002) auf 66,9 % (2006)
  • Entwicklung der täglichen Hördauer im Radio, alle Altersgruppen: 186 Minuten (1997) auf 201 Minuten (2006)
  • Radio-Tagesreichweite: 78,8 % (1997) auf 82,9% (2006)
  • Zeitung: 30 Minuten pro Tag, konstanter Wert der letzten Jahre
  • Internet: Von 29 Minuten 2004 auf 38 Minuten 2006; ein deutlicher Anstieg, der eben kaum bis gar nicht zu Lasten anderer Mediengattungen ging.