Ergebnis der Multiband-Auktion 2013 wurde vom nachhaltig offensiven Verhalten aller drei Bieter getrieben

Durch weniger offensives Verhalten wäre der Auktionserlös wesentlich geringer ausgefallen

Pressemitteilung vom 28.10.2013

Auktionsdesign ist state-of-the-art

Die Multiband-Auktion wurde in Form einer kombinatorischen Clockauktion (CCA) abgewickelt. Dieses Verfahren kam bereits im Rahmen der Vergabe der 2,6 GHz in Österreich aber auch in (Multiband-)Auktionen in anderen Ländern, wie etwa in der Schweiz, den Niederlanden oder in Irland zum Einsatz. Abhängig vom Wettbewerb endeten diese Auktionen mit sehr unterschiedlich hohen Erlösen.

Unter Einbeziehung eines führenden Beratungsunternehmens wurden in Österreich einige Anpassungen durchgeführt. Diese waren aufgrund der Markt- und Nutzungsbedingungen, der neuen gesetzlichen Regelungen zum Mindestgebot und den spezifischen Umständen nach der Übernahme von Orange erforderlich. So wurde etwa in einer frühen Phase der Auktion die Transparenz reduziert, um Kollusion zu erschweren.

Lange Clockphase

In der ersten Phase der Hauptauktion, der Clockphase, konnten die Bieter zu vorgegebenen Rundenpreisen Paketgebote auf Kombinationen von Frequenzblöcken aus unterschiedlichen Kategorien abgeben. Wurden in einer Kategorie mehr Blöcke nachgefragt als im Angebot waren, stieg der Rundenpreis für diese Pakete. Eine weitere Runde wurde gestartet.

Die Clockphase erstreckte sich über 72 Runden, in denen die Bieter insgesamt 216 Gebote abgaben. Bereits diese Phase war sehr wettbewerbsintensiv. Die Nachfrage (gemessen in Bietpunkten) lag etwa bei Clockpreisen von 1,4 Mrd. Euro noch bei 130 % des Angebots. Dr. Georg Serentschy, Geschäftsführer der RTR-GmbH für den Fachbereich Telekommunikation und Post betont, dass die Telekom-Control-Kommission (TKK) in der Runde 39 bei Clockpreisen von ca. 1,5 Mrd. Euro aufgrund des offensichtlichen Nicht-Vorliegens von Kollusion entschied, die Transparenz zu erhöhen und so den Bietern die Möglichkeit zu geben, ihren Bedarf rasch zu koordinieren. In dieser Runde lag die Nachfrage bei 115 % des Angebots. Serentschy: „Zu unserem großen Erstaunen haben die Bieter jedoch von dieser Möglichkeit, die auch preisdämpfend gewirkt hätte, keinen Gebrauch gemacht, sondern ihren offensiven Kurs offensichtlich unbeirrt fortgesetzt.“ Die Clockphase endete mit Runde 72 bei Clockpreisen von knapp über 2 Mrd. Euro. Zu diesem Zeitpunkt lag der effektive Auktionserlös aufgrund der Second-Price-Regel bei ca. 770 Mio. Euro.

Sehr offensive Gebote in der verdeckten Bietphase

Nach der Clockphase startete die verdeckte Bietphase. In dieser Phase konnte jeder Bieter bis zu 3.000 Zusatzgebote abgeben. Diese Zusatzgebote unterlagen Preisbeschränkungen, die sich aus dem Bietverhalten in der Clockphase ergaben.

Tatsächlich gaben die drei Bieter in Summe über 4.000 Zusatzgebote ab. Mehr als 65 % dieser Zusatzgebote legten die Bieter für die nach den Regeln größtmöglichen erlaubten Kombinationen von Frequenzblöcken, mit einem Anteil von ca. 50 % der verfügbaren Frequenzen. Hinzu kommt, dass die Bieter für diese großen Pakete die Preisbeschränkungen, die es in der verdeckten Bietphase gab, nahezu zu 100 % ausschöpften. Im Gegensatz dazu schöpften sie die Preisbeschränkungen für kleinere Pakete teilweise nur zu 60–70 % aus. Diese Zusatzgebote auf große Frequenzmengen hatten einen massiven Einfluss auf die Preise der Mitbieter. Gleichzeitig haben diese Gebote in der Regel eine relativ geringe Wahrscheinlichkeit zum Zug zu kommen. Blieben diese Gebote auf ganz große Frequenzmengen bei der Gewinner- und Preisermittlung unberücksichtigt, hätte sich ein Auktionserlös von ca. 1 Mrd. Euro eingestellt. Serentschy: „Der für uns überraschend hohe Preis von knapp über 2 Mrd. Euro ist aus Sicht der Regulierungsbehörde auf die nachhaltig offensiven Strategien der Bieter zurückzuführen. Mit einer defensiveren Strategie hätte sich diese Entwicklung nicht eingestellt.“

Vergleichsweise geringer Erlös in der Zuordnungsphase

In der Zuordnungsphase wurde entschieden, wo die Bieter mit ihren gewonnenen Blöcken in den einzelnen Frequenzbändern zu liegen kommen. Dafür konnten sie Gebote für die Position im Band abgeben. Der Erlös in der Zuordnungsphase belief sich auf ca. 1,5 Mio. Euro.

Auswirkungen auf die Kostenstruktur der Netzbetreiber

Die zusätzlichen Abschreibungen durch den Erwerb der Frequenzpakete schlagen sich auf der Kostenseite für die Betreiber mit 40–80 Cent pro Kunde und Monat nieder, womit sich ein Abschreibungspeak, wie nach jeder großen Auktion, ergibt. Im Zeitverlauf fallen auch ältere Abschreibungen (GSM) weg.

Sehr hoher Auktionserlös, aber historisch kein „totaler Ausreißer“

Im Vergleich mit anderen LTE-Auktionen ist der Auktionserlös in Österreich sehr hoch. Der Durchschnittspreis beläuft sich auf ca. 85 Cent je MHz und Einwohner. Für die 60 MHz der Digitalen Dividende wurden in Deutschland (inflationsbereinigt) etwa 76 Cent je MHz und Einwohner bezahlt, in Frankreich 72 Cent und in Portugal 44 Cent. Die Multiband-Auktion in Irland mit denselben Frequenzbändern wie in Österreich erlöste – unter Berücksichtigung der Zahlungsmodalitäten – ca. 60 Cent je MHz und Einwohner. Im Vergleich dazu lag der inflationsbereinigte Durchschnittspreis bei der UMTS-Versteigerung in Deutschland im Jahr 2000 bei über 5,- Euro je MHz und Einwohner, in Österreich bei 88 Cent. Die inflationsbereinigten Durchschnittspreise der ersten beiden Mobilfunklizenzen im 900-MHz-Band (Mobilkom und max.mobil) in Österreich lagen bei knapp 3,- Euro, die 1800-MHz-Lizenzen (Connect und tele.ring) bei 50 respektive 60 Cent.

Die aktuelle Auktion ist nicht die „letzte Chance“

Nach der Bescheidzustellung an die Bieter haben diese die Möglichkeit, z.B. im Zuge der De-Fragmentierungsverhandlungen Frequenzpakete untereinander abzutauschen sowie Frequenzpakete zu verkaufen bzw. zu erwerben, beides nach Zustimmung durch die TKK. Darüber hinaus sind in den kommenden Jahren weitere Frequenzvergaben in anderen Bändern zu erwarten.

Zusammenfassend hält Serentschy das Ergebnis einer ersten Analyse des Auktionsverlaufes fest: „Wir gehen davon aus, dass alle Bieter ausgefeilte Strategien verfolgten und hochprofessionell beraten waren. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass sie zwei konkrete und ihnen bekannte Möglichkeiten hatten, ihr Bietverhalten dem Auktionsverlauf anzupassen bzw. weniger offensiv zu gestalten und damit mit insgesamt etwa der Hälfte des Gesamterlöses das Auslangen zu finden. Diese Möglichkeiten während der Clockphase und in der verdeckten Bietphase haben die Bieter außer Acht gelassen.“

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