Digitale Plattform Austria: Vollversammlung in Linz markiert weiteren Meilenstein in der Rundfunkdigitalisierung Medien-Staatssekretär Franz Morak: "Sozialverträgliche Einführung ist Herausforderung für den Staat" - Multiplex-Zulassungsinhaber ORS-GmbH stellt Einführungsszenario für digitales terrestrisches Fernsehen (DVB-T) im Oktober 2006 vor - Landeshauptmann Josef Pühringer, ORF und Liwest präsentieren Testbetrieb für interaktives Fernsehen im digitalen Kabelnetz (DVB-C) in Oberösterreich - Fachvortrag zur Revision der EU-Fernsehrichtlinie von Dr. Andrea Malgara, SevenOne Media - Prozess für eine Neustrukturierung der Arbeitsgemeinschaft gestartetPressemitteilung vom 27.02.2006 Linz, 27.02.2006 – Zur insgesamt siebenten Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft „Digitale Plattform Austria“ seit ihrer Gründung im Jänner 2002 werden knapp 200 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft im Linzer Kunstmuseum Lentos erwartet. In seiner Eröffnungsrede erklärt Franz Morak, Staatssekretär für Kunst und Medien: „Die Digitalisierung Österreichs im europäischen Gleichklang hat für mich oberste Priorität. Gerade das Konzept des österreichischen Digitalisierungsfonds wird von zahlreichen anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union als Modell für die Ausgestaltung eines Fördermechanismus zur Beschleunigung der Digitalisierung gesehen. Dabei ist es eine Herausforderung für den Staat, die Einführung von terrestrischem digitalem Fernsehen sozialverträglich auszugestalten und einem ,digital divide’ in diesem Bereich von Anfang an entgegenzuwirken“. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung in Linz ist die unmittelbar bevorstehende Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens (DVB-T). Mit 23.02.2006 erteilte die KommAustria der ORS GmbH & Co KG, einer Tochtergesellschaft von ORF und Medicur Holding, die Zulassung zum Aufbau und Betrieb einer terrestrischen Multiplex-Plattform mit zwei Bedeckungen. KommAustria-Leiter Mag. Michael Ogris erklärt anlässlich der Zulassungserteilung: „Die Zulassung für die ORS ist mit einer Reihe von Auflagen verknüpft, die einerseits einen raschen Aufbau- und Umstellungsprozess gewährleisten und andererseits einen diskriminierungsfreien Zugang für TV-Veranstalter zu dieser neuen Plattform ermöglichen.“ ORS-Geschäftsführer Mag. Michael Wagenhofer präsentiert der Arbeitsgemeinschaft das genaue Vorgehen zur Einführung von DVB-T, dessen Startschuss im Herbst 2006 erfolgen wird. In einem ersten Schritt werden die Landeshauptstädte mit DVB-T versorgt werden. Zeitgleich werden ORF und ATVplus mit neuen digitalen Zusatzdiensten, die mit dem DVB-T-Signal empfangen werden können, an den Start gehen. „Jetzt, da die langjährige Vorbereitungsphase für die Digitalisierung des terrestrischen Fernsehens zu Ende geht, und es mit der ORS-GmbH einen ambitionierten Plattformbetreiber gibt, treten wir in ,Phase Zwei’ der Rundfunkdigitalisierung ein. Ging es bis jetzt darum den Umstieg von analog auf digital durch Theoriearbeit und Testbetrieb vorzubereiten, so steht ab jetzt die Begleitung und Förderung des Umstellungsprozesses im Sinne aller Stakeholder im Vordergrund. Darüber hinaus werden in der künftigen Arbeit der Digitalen Plattform Austria sämtliche Rundfunk-Übertragungsplattformen unterstützt und gefördert“, erklärt Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer Rundfunk der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH). Als Beispiel dafür nannte Grinschgl Themen wie digitaler Hörfunk, mobiles Fernsehen und das Vorantreiben der Digitalisierung der Kabelnetze. ITV4CABLE: Testbetrieb für interaktives TV im digitalen Kabelnetz Das derzeit bedeutendste Testprojekt im Bereich der Rundfunkdigitalisierung in Österreich heißt „ITV4CABLE“ und findet im Netz des oberösterreichischen Kabelnetzbetreibers Liwest statt. Projektpartner sind ORF (Online Direktion und Landesstudio Oberösterreich), Liwest, und die Oberösterreichische Landesregierung. Die Präsentation dieses Projektes, das aus Mitteln des bei der RTR-GmbH eingerichteten Digitalisierungsfonds gefördert wird, stellt einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt der Vollversammlung dar. In seinem Einleitungsstatement verweist Oberösterreichs Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer darauf, dass sich die Digitalisierung des Rundfunks dann beschleunigt durchsetzen wird, wenn für den Konsumenten die Vorteile rasch erkennbar sind. „Vor diesem Hintergrund ist auch der derzeit in Oberösterreich laufende Pilotversuch zu sehen, bei dem neue interaktive Möglichkeiten und Angebote des Fernsehens in einem digitalisierten Kabelnetz entwickelt werden. Mit diesem Projekt kann das Land sein Bürgerservice und seine e-government-Aktivitäten ausbauen. Außerdem ist es geeignet, die Stellung Oberösterreichs als Medien- und Technologiestandort zu untermauern“, erklärt Pühringer. Dr. Ronald Schwärzler; ORF-Direktor für Online- und Neue Medien erklärt zum digitalen Kabel TV-Versuchsprojekt ITV4CABLE: „Dem ORF ist es ein zentrales Anliegen sowohl im Kabel, als auch auf dem Satelliten und in der Terrestrik mit seinen Produkten optimal vertreten zu sein. Das Projekt ITV4Cable ist für uns eine strategische Chance, um neue innovative Produkte speziell für Kabelnetze zu entwickeln und zu erproben. Das Kabel ist in Österreich mit 39 % nach dem Satelliten die wichtigste Vertriebsplattform für die Programme des ORF und verfügt im Zuge der zunehmenden Digitalisierung über hervorragende Möglichkeiten neue interaktive Zusatzfunktionalitäten anzubieten, die das Fernseherlebnis bereichern. Neue digitale Zusatzdienste bringen zusätzliche multimediale Erlebnis- und Informationsqualität auf den TV-Bildschirm. Interaktive Angebote wie sendungsbezogene Votings, das Mitspielen bei Quizzes oder die Nutzung von speziellen Video-on-Demand-Angeboten machen das Fernsehen in Zukunft zum Mitmachmedium, das für Jung und Alt gleichermaßen attraktiv ist. Der ORF ist davon überzeugt, dass diese neuen Angebote, die bereits heute in Oberösterreich getestet werden, schon in naher Zukunft in zahlreichen heimischen Kabelnetzen einem breiten Publikum angeboten werden können.“ „Laufende Produktinnovation und technologische Spitzenkompetenz zählen zu den obersten Unternehmenszielen, deswegen liegt es nahe, dass sich Liwest an diesem, in Europa einzigartigen Projekt, beteiligt“, sagt Mag. Günther Singer, kaufmännischer Geschäftsführer von Liwest und der technische Geschäftsführer der Liwest, DI Nicholas Sridharan ergänzt: „Mit den Video-on-Demand-Inhalten können sich unsere Kunden nach Lust und Laune ihr Wunschprogramm ansehen. Als verlässlicher Partner in dem Projekt schaffen wir dafür die optimalen technischen Vorraussetzungen, um einen reibungslosen Ablauf und volles Fernsehvergnügen garantieren zu können.“ Kernziel des Versuchs und der begleitend durchgeführten Marktforschung durch das Linzer Marktforschungsinstitut market ist es, neue interaktive Möglichkeiten und Angebote des Fernsehens in einem digitalisierten Kabelnetz (DVB-C) zu entwickeln und durch die Zuschauer in 500 Testhaushalten bewerten zu lassen. Dabei kommt der technischen Erprobung und der konsumentenseitigen Erhebung von Video-On-Demand-Diensten eine zentrale Bedeutung zu. Schließlich bietet gerade digitales Fernsehen über Kabelnetze eine besonders geeignete Plattform für „echte“ Interaktivität, also die bidirektionale Kommunikation zwischen Fernsehsender und Zuschauer. Die mit einer MHP-fähigen DVB-C-Set-Top-Box ausgestatteten Testhaushalte empfangen digitale Zusatzdienste des ORF und haben die Möglichkeit per Fernbedienung aus einer Vielzahl von Filmen und Fernsehbeiträgen auszuwählen. Diese Beiträge sind sofort individuell abrufbar. Im Rahmen des Video-On-Demand-Angebots von ORF und Liwest sind neben speziellen regionalen Informationsbeiträgen des ORF-Landesstudios Oberösterreich und ausgewählten Höhepunkten aus dem Film- und Fernseharchiv des ORF auch zahlreiche neue Filme, die bislang noch nicht im Fernsehen gezeigt wurden, abrufbar. Weitere Themen: EU-Fernsehrichtlinie und Neustrukturierung der Arbeitsgemeinschaft Ebenfalls im Fokus der Vollversammlung: Die Revision der EU-Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“. Zu diesem Thema unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung der Rundfunkdigitalisierung in Deutschland hält Dr. Andrea Malgara, Geschäftsführer der Seven One Media, des Werbezeitenvermarkters der ProSieben Sat.1 Medien AG einen Fachvortrag. Des Weiteren nutzen KommAustria und RTR-GmbH die Vollversammlung als Startschuss für einen Diskussionsprozess mit den mehr als 300 Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft über eine Neustrukturierung der Digitalen Plattform Austria. Noch im März 2006 wird zu diesem Thema eine Mitgliederbefragung durchgeführt werden, bis Sommer soll eine allfällige Neustruktur umgesetzt werden.