Ja zum digitalen Hörfunk, aber erst in einigen Jahren

Pressemitteilung vom 24.06.2008

Wien 23.06.2008 – Mit einem Statement zur Rundfunkdigitalisierung eröffneten August Reschreiter, medienwirtschaftlicher Referent der Medienministerin, sowie der Geschäftsführer des Bereichs Rundfunk der RTR-GmbH Alfred Grinschgl die Vollversammlung der Digitalen Plattform Austria in den Räumen der RTR-GmbH. Alfred Grinschgl sprach in seiner Einleitung von der grundsätzlichen Notwendigkeit, nach dem digitalen Fernsehen auch das digitale Radio einzuführen. Letztlich komme es aber auf den richtigen Zeitpunkt an, zu dem Österreich mit allen Radiobetreibern die Durchführung beginnt. Einige konkrete Punkte müssten für Österreich und Europa geklärt sein, wie die Frage der zukünftigen Technologien, die Sicherung der Meinungsvielfalt für Lokalradios und nicht kommerzielle Anbieter sowie insbesondere die Kostenseite.

Des Weiteren erklärte Grinschgl, die KommAustria und die RTR-GmbH würden ihre Schlüsse aus der Vollversammlung ziehen und im Sinne der Arbeitsgemeinschaft Digitale Plattform Austria an die Medienpolitik weitergeben.

In seinem Eröffnungsreferat stellte August Reschreiter fest, dass Österreich im Bereich der Rundfunkdigitalisierung einen europäischen Spitzenplatz einnimmt und, einheitliche europäische Standards vorausgesetzt, bereit sei für Digitalradio, wobei durch die abwartende Haltung beim bevorstehenden Umstieg bisher viel Geld gespart werden konnte. Reschreiter meinte weiters, Österreich sei in Bezug auf den digitalen Hörfunk frequenztechnisch bestens aufgestellt, die Medienpolitik werde dafür sorgen, dass auch die gesetzlichen Voraussetzungen für die Einführung von Digitalradio rasch geschaffen werden.

Alfred Grinschgl begrüßte etwa 80 Mitglieder im Rahmen der Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft „Digitale Plattform Austria“ und übergab das Wort an Markus Morgen von LS telcom, der die Studie „Digitalradio in Europa“, die vom Bundeskanzleramt und der RTR-GmbH beauftragt wurde, vorstellte. Morgen konstatierte: „Betrachtet man die momentane Situation in Europa hinsichtlich Digitalradio scheint sich eine divergente Entwicklung abzuzeichnen, d.h. es gibt kein einheitliches System wie beim analogen FM (UKW) in allen Ländern, sondern eher eine Tendenz zu unterschiedlichen Standards in den einzelnen Staaten. Neben der „digitalen Diversifikation“ existieren weitere Randbedingungen, die die Einführung von Digitalradio erschweren und machen somit die Notwendigkeit deutlich, dass nur eine koordinierte und mit allen Beteiligten abgestimmte Aktion die Chance birgt, as System letztendlich zum Erfolg zu führen.“

Weiters wurde von Hilmar Linder (FH Salzburg), Jan Graf (FH Salzburg) und Peter Reindl (RTR-GmbH) die Studie „Kosten der Einführung von Digitalradio“ präsentiert. Die Studie befasst sich speziell mit der Untersuchung der Kosten einer terrestrischen digitalen Rundfunkübertragung in Österreich. Dazu wurden die voraussichtlichen Kosten der Einführung und des Betriebs der Technologievarianten T-DAB/DAB+ und HD Radio™ erhoben und vergleichend dargestellt. Die wesentlichen Kostentreiber und Einsparpotenziale wurden dabei herausgearbeitet. Grundsätzlich ist die Verbreitung des Hörfunksignals über DAB+ um einiges günstiger als jene über UKW durchzuführen. Gleichzeitig sollte aber bedacht werden, dass die rund 10-jährigen Simulcastzeiten (= Doppelverbreitung analoges und digitales Radio) zu einer Addition und damit zu deutlichen Mehrkosten führen. Diese Mehrkosten haben entweder die Rundfunkveranstalter oder die öffentliche Hand zu finanzieren.

Weiters auf der Agenda der Vollversammlung: Michael Weber von der BMW Group. Herr Weber erläuterte in seinem Referat das bereits heute vorhandene breite DAB-Angebot in der Automobilindustrie. Die Weiterentwicklung zu neuen Standards wie DAB+ oder DMB, sei bereits gestartet. Aufgrund der Entwicklungszeiten in der Automobilindustrie könnten diese aber erst ab 2012 in der Breite unterstützt werden. Das Jahr 2012 als Umstellungszeitraum in der Autoindustrie kommt freilich relativ spät, da ja Deutschland bereits im Jahr 2009 auf DAB+ umstellen möchte.

Peter Moosmann (ORF) meinte in seinem Statement: „Vor allem im Hinblick auf die Konsumentinnen und Konsumenten ist es unbedingt erforderlich, aus Fehlern anderer Länder bei der Einführung von Digital Audio Broadcast (DAB) zu lernen und eine zehn bis 15 Jahre lange Simulcastphase einzuplanen. Kurzfristig kann die Digitalisierung nur eine Erweiterung, aber niemals ein Ersatz sein“, sagte Peter Moosmann.

Christian Stögmüller (Vorsitzender des Verbandes der österreichischen Privatsender) bezeichnete Digitalradio als grundsätzlich notwendige Fortentwicklung, die zum jetzigen Zeitpunkt jedoch für den Hörer noch keinen erkennbaren Nutzen liefert und vor allem einer genauen regulatorischen Vorarbeit sowie einer gesicherten Finanzierung bedarf.

In der anschließenden Diskussion kam auch Wolfgang Struber, Geschäftsführer von Radio Arabella, zu Wort, der die Digitalisierung offensiver betreiben möchte. Andere Radioverantwortliche wie Georg Spatt (Ö3), Rüdiger Landgraf (KroneHit), Oliver Böhm (88,6) sowie die Vertreter von Lokalradios und nicht kommerziellen Radios (wie Christine Brugger, Radio Osttirol, Christian Jungwirth, Okto sowie Michael Schweiger von FRO) nahmen eine grundsätzlich positive aber eher abwartende Haltung ein.

Im nachfolgenden Link sind die Präsentationen zur Veranstaltung abrufbar:

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