KommAustria veröffentlicht Digitalisierungskonzept

Sorry, this page is not available in your preferred language.

Strategie für die Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens (DVB-T) festgelegt - Medienpolitische Zielsetzung - Die Einbindung der Arbeitsgemeinschaft - Digitale Plattform Austria - Vier-Stufen-Plan bis 2010

Press release dated 19 December 2003

Die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria) hat das "Digitalisierungskonzept zur Einführung von digitalem terrestrischen Fernsehen gemäß § 21 Abs. 5 PrTV-G" veröffentlicht. Es enthält die von der Regulierungsbehörde vorgelegte Strategie für die flächendeckende Einführung von digitalem terrestrischen Fernsehen (DVB-T) in Österreich sowie einen Zeitplan für die Umsetzung dieser Strategie bis zum Jahr 2010. Das Konzept stellt gleichzeitig die Bekanntgabe der österreichischen Umstiegsstrategie im Rahmen des Aktionsplans eEurope 2005 dar, im Zuge dessen sämtliche Mitgliedsstaaten der EU aufgefordert sind, ihre jeweilige Strategie für die Einführung des digitalen Rundfunks bekannt zu geben. Der Aktionsplan eEurope2005 ist Teil der Lissabonner Strategie, Europa bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen.

Sämtlichen Akteuren, der Regulierungsbehörde und den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria" ist bewusst, dass die digitale Terrestrik nur eine Trägertechnologie der Informationsgesellschaft darstellt. Dennoch misst der österreichische Gesetzgeber der Umrüstung der Terrestrik im Privatfernsehgesetz (PrTV-G) eine besondere Bedeutung bei. Die Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens ist demnach ein "vordringliches Ziel" der Regulierungsbehörde und der zu ihrer Unterstützung vom Bundeskanzler eingerichteten Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria", der rund 300 Experten aus den Bereichen Rundfunkveranstalter, Diensteanbieter, Netzbetreiber, Industrie, Handel, Wissenschaft und Verbraucher angehören.

Medienpolitische Zielsetzung

Zwar beträgt der Anteil jener Haushalte, die ausschließlich terrestrisch mit Fernsehprogrammen versorgt werden nur noch rund 16% aller TV-Haushalte, jedoch sind etwa 60% aller TV-Haushalte im Empfang der österreichischen TV-Programme von der Terrestrik abhängig. Der Grund: Alle Satellitenhaushalte (insgesamt etwa 45% aller TV-Haushalte) mit analogen Empfangsanlagen (das sind rund 85% aller Satellitenhaushalte) sind für den Empfang von ORF1, ORF2, ATV+ oder der terrestrisch verbreiteten Ballungsraumsender auf die Terrestrik angewiesen, da österreichische Programme aus urheberrechtlichen Gründen über Satellit nur verschlüsselt und digital verbreitet werden können.

Die Terrestrik ist im Vergleich zu den Plattformen Kabel und Satellit außerdem in besonderem Maße für die Verbreitung regionaler und lokaler Fernsehprogramme geeignet. Der Ausbau und das Überführen dieser Verbreitungsart dienen somit der Absicherung bestehender österreichischer Fernsehanbieter im Wettbewerb mit gleichsprachigen Sendern aus dem Ausland und dem Ausbau einer österreichischen Medienvielfalt im elektronischen Bereich. In diesem Zusammenhang leistet die Digitalisierung der Terrestrik auch einen wesentlichen Beitrag zur Wahrung der österreichischen kulturellen Identität und zum Ausbau des Medien- und Wirtschaftsstandorts Österreich.

Durch die Digitalisierung kommt es zu einer wesentlich effizienteren Nutzung des Frequenzspektrums. Auf einem TV-Kanal, auf dem bei analoger Nutzung ein Fernsehprogramm samt Ton und Teletext verbreitet wird, kann bei digitaler Nutzung durch ein Multiplexing-Verfahren - je nach Modulierung der technischen Parameter - ein Vielfaches an Programmen (drei bis vier Programme) transportiert werden. Außerdem verbleibt ausreichend Bandbreite für die Verbreitung von Zusatzdiensten (Elektronischer Programmführer, digitaler Videotext etc.).Beim Multiplexing werden die Signale der unterschiedlichen Programme zusammengelegt und gebündelt übertragen. Auf einer Set-Top-Box oder einem digital-tauglichen Endgerät wird dieser Datenstrom wieder in die einzelnen Programme zerlegt.

Ein weiteres Asset der Terrestrik liegt im ortsunabhängigen Empfang von Fernsehsignalen: Portable-indoor- (TV-Empfang mit einer kleinen Stabantenne innerhalb der Wohnung) und mobiler TV-Empfang (etwa über einen Handheld-Computer) sind wesentliche Alleinstellungsmerkmale von DVB-T und finden auch im Digitalisierungskonzept ihren Niederschlag.

Die Einbindung der Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria"

Der Veröffentlichung dieser ersten Fassung des Digitalisierungskonzeptes war eine Phase der intensiven Beratung und Einbindung der Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria", die zur Unterstützung der Regulierungsbehörde bei der Erstellung des Digitalisierungskonzeptes eingerichtet worden war, vorangegangen. Im Rahmen einer Vollver-sammlung der Arbeitsgemeinschaft am 28.11.2003 wurden die Eckpunkte des Digitalisierungskonzeptes intensiv diskutiert und Einvernehmen über die wesentlichen Punkte hergestellt. Grundsätzliche Bedenken gegen eine digitale Umrüstung der terrestrischen Plattform unter Zuhilfenahme staatlicher Unterstützung (Digitalisierungsfonds) wurden von einem Ver-treter der Kabelnetzbetreiber angemeldet. Weiters hat die Bundesarbeits-kammer (AK) in einer schriftlichen Stellungnahme auf die besondere Bedeutung der Wahrung der Verbraucherinteressen während der Umstellung hingewiesen. Weitere grundsätzlichen Einwände gab es keine.

Um den gesamten Umstellungsprozess zu erleichtern wurde von der Bundesregierung im Sommer 2003 ein mit jährlich 7,5 Millionen Euro dotierter Digitalisierungsfonds eingerichtet, dessen Mittel von der RTR-GmbH, dem Geschäftsapparat der KommAustria, vergeben werden. Vor Vergabe ist der KommAustria Gelegenheit zur Stellungnahme einzuräumen. Die Verwendung dieser Mittel wird plattformneutral und angemessen erfolgen.

Vier-Stufen-Plan bis 2010

Die Digitalisierung der Terrestrik ist ein sehr komplexer, sich über mehrere Jahre erstreckender Prozess, der zusätzlich von zahlreichen externen Faktoren beeinflusst wird. Dementsprechend ist die genaue Entwicklung aus heutiger Sicht nur bedingt vorhersagbar, weshalb sich die vorgelegte erste Fassung des Digitalisierungskonzeptes auf die in den nächsten zwei bis drei Jahren zu setzenden Schritte konzentriert. Die weitere Entwicklung, insbesondere die konkrete Vorgehensweise in der Umschalt- bzw. Abschaltphase wird anhand der technischen Erfahrungen, der Akzeptanz bei den Konsumenten und der frequenzplanerischen Ergebnisse der Stockholm-Nachfolgekonferenz, die Anfang 2006 abgeschlossen sein wird, festzulegen bzw. zu adaptieren sein.

Der Umstellungsprozess gliedert sich in vier Stufen:

Stufe 1: Vorbereitungsphase (2003 bis Ende 2005):

  • Frequenzplanung und -koordination
  • DVB-T-Testbetriebe wie jener im Versorgungsraum Graz 2004
  • Vorbereitende Untersuchungen und Studien
  • Vorbereitung und Durchführung (Anfang 2005) der Multiplex-Ausschreibung


Stufe 2: Aufbau der Versorgung in den Ballungsräumen (2006)

  • Inselweiser Aufbau des Netzes in den Ballungsräumen durch den Inhaber der Multiplex-Zulassung
  • Versorgungsziel: 60% der Bevölkerung ein Jahr nach Rechtskraft der Zulassung
  • Review des Digitalisierungskonzeptes und gegebenenfalls Überarbeitung


Stufe 3: Regionsweiser Umstieg (2007 bis 2010)

  • Sequenzielle, bundesländerweise Umstellung bzw. Abschaltung der analogen Frequenzen
  • Simulcast-Phase in den einzelnen Region auf 6 bis zwölf Monate begrenzt
  • Enge Einbindung der Programmveranstalter in den Umstellungsprozess


Stufe 4: Die Zeit nach der analogen Abschaltung (ab 2010)

  • Aus heutiger Sicht sind fünf bis sechs Bedeckungen für Österreich möglich
  • Ausschreibung und Vergabe weiterer Multiplex-Plattformen
  • Versorgungsziel: Eine Multiplex-Bedeckung mit mehr als 90% (stationär), zwei bis drei Bedeckungen mit 70% stationär und 40% portable indoor, weitere Bedeckungen gemäß Digitalisierungskonzept bzw. wirtschaftlicher Leistbarkeit


Das Dokument "Digitalisierungskonzept zur Einführung von digitalem terrestrischen Fernsehen gemäß § 21 Abs. 5 PrTV-G" steht auf der Website der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH, www.rtr.at, zum Download bereit.

Links